Im letzten Jahr schreckte der Ehec-Erreger auf – waren es die Sprossen, war es der abgepackte Salat, der nicht mehr frisch im Supermarktregal liegt – wenn man mal genau hinschaut, tummelt sich da ja auch einiges unter der Folie. So genau will man das auch gar nicht wissen. Hauptsache billig. Jedenfalls hierzulande. Ehec ist nicht mehr auf Seite 1 und damit verdrängt. Jetzt sind mehrere Tausend Schüler und Kleinkinder erkrankt, leiden unter Erbrechen und Durchfall und noch ist der Auslöser nicht gefunden.
In der aktuellen Print-Ausgabe der Zeit widmet sich ein lesenswerter Artikel diesem Thema. Wenn ein Schulessen (oder die Verpflegung in der Kita/Kindergarten) nicht mehr als 2 Euro bis 2,50 Euro kosten darf, liegt der Wareneinsatz bei etwas mehr als schmalen 60 Cent. Da kann sich jeder ausrechnen, dass das nicht so gesund sein kann. Möchte man Bio-Essen, verdoppelt sich der Preis.
Auch wenn bei der Schulverpflegung und den Kindergärten oftmals die Kommune zuschießt, gibt es langweiligen Einheitsbrei, der nichts mehr mit guter Ernährung zu tun hat.
Aus leidiger Erfahrung und Mitarbeit im Elternbeirat des Kindergartens unserer Zwillinge, weiß ich, dass es den Eltern am wichtigsten ist, dass die Verpflegung billig ist. Was es dann zu essen gibt, ist zweitrangig. Oftmals hört man morgens den Satz „Oh schau mal, wieder Schupfnudeln oder Grießbrei“. Dagegen ist nichts zu sagen. Aber nicht zweimal die Woche als Hauptmahlzeit. Wo ist das frische Gemüse hin?
Von Frische kann ja leider auch nicht mehr die Rede sein. Das kann jeder ganz schnell selbst einmal ausprobieren: man nehme einen Brokkoli, koche ihn und lasse ihn dann 2-3 Stunden im Topf vor sich hin köcheln. Er wird nicht nur seine Farbe, sondern auch seine Konsistenz – und was noch viel wichtiger ist – seine Vitamine verloren haben. Die großen Caterer setzen ja nicht auf die kurzen Wege. Um überhaupt noch Gewinn einzufahren, wird vorgekocht und „warm“ ausgeliefert – die Fahrten mit dem Mittagessen beginnen dann schon am frühen Morgen. Guten Appetit.
Tim Mälzer hat sich in den letzten Jahren für gutes Essen an Schulen stark gemacht. Man kann gesund, abwechslungsreich und günstig kochen. Doch das stellt die Schulen oder Kindertageseinrichtungen vor ein großes Problem. Die Infrastruktur und das Geld ist nicht da, um einen Koch zu beschäftigen, der täglich frisch aufkocht. An manchen Schulen gibt es Pilotprojekte, wo Schüler gemeinsam unter Anleitung von Hauswirtschaftslehrern in der Schulküche für die Schüler kochen. Viele Schulen scheuen sich aber aus versicherungstechnischen Gründen davor, denn die Hygienestandards liegen sehr hoch.
Aber wenn man immer weiter nur auf das Geld schaut und die billigsten Sachen einkauft, darf man sich über manche Erkrankungswellen nicht wundern, oder sehe ich da etwas falsch? Ich freue mich über deine Meinung zu dem Thema. Was gibt es bei deinem Kind in der Kita/Kindergarten oder in der Schule zu essen? Haben die Eltern bei der Wahl des Caterers Mitspracherecht? Gab es ein Probeessen? Muss es immer das billigste Essen sein?
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Der Caterer will mit Buchgutscheinen und Nachhilfestunden entschädigen – da sollte eher der Caterer mal hingehen http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/brechdurchfall-sodexo-will-kinder-mit-buchgutscheinen-entschaedigen-a-860278.html