Heute habe ich auf Facebook einen geteilten Beitrag gefunden, dass die Autorin Kathrin Passig für den stationären Buchhandel verloren sei. Lange Jahre habe ich hauptberuflich mich um Buchbesprechungen gekümmert. Ein schwieriges Unterfangen, denn jedes Jahr erfolgte der Totengesang auf das Buch, den Buchhandel etc. Aber sie gibt es noch. Die Bücher. Die Leser. Die Buchhandlungen. Immer mehr e-books werden auch hierzulande gekauft und da kann der örtliche Buchhandel nicht mitziehen. Aber er kann in anderen Bereich punkten.
Ich gebe zu: ja, der Internetbuchhandel ist bequem. Ich kann abends vom Sofa aus Bücher bestellen, die e-books landen prompt auf dem Lesegerät, das andere findet sich meist am nächsten Tag in der Post. Das schafft der lokale Buchhandel aber auch. Dort ist die bis 16:30 am Vortag aufgegebene Bestellung auch am nächsten Morgen schon abholbar. Viel früher als der Paketbote es bringen würde. Und ich spare mir den Verpackungsmüll. Soviel passt gar nicht bei uns in den Schwedenofen.
Ich gebe zu, dass ich auch unregelmäßig regelmäßig e-books kaufe. Gerade vor dem Urlaub überkommt mich ein Jucken in den Fingern. So spare ich Übergepäck und muss mir familienseitig nicht anhören, dass ich die alle lesen will. Gut, schaffe ich auch nicht, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Auf dem e-reader sieht es ja keiner, welche Unmengen ich mit mir herumschleppe.
Immer wieder wird davon gesprochen, dass der stationäre Buchhandel Nachholbedarf hat. Das mag stimmen. Ist aber – Entschuldigung, aber dieser Vergleich hinkt nur marginal – mit der Schule vergleichbar. Für viele Lehrer gelten manche Schüler von Beginn an als „verloren“. Es gelingt ihnen nicht, diese zu packen. Aber auch hier kommt es auf die Lehrer und das Einbringen an. Es gibt sie, die Lehrer, die einen zu packen vermögen. Wie bei den Buchhändlern. Man sollte also nicht alle über einen Kamm scheren. Das würde der Branche nicht gerecht werden.
Mit der App in den lokalen Buchladen
Und wer es technisch mag, der kann die LChoice-App herunterladen. Bereits 50 Buchhändler sind dort registriert. Man kann die gewünschten Bücher durch einen Klick an seine Buchhandlung liefern lassen. Die Idee finde ich gut und gehört unterstützt. Auch wenn der örtliche Buchladen da vielleicht noch nicht drin ist, kann man ja mal mit dem Buchhändler seines Vertrauens darüber sprechen. Ein Versuch ist es wert.
Immer wieder wird überlegt, was der stationäre Buchhändler machen kann, um die Kunden zurückzugewinnen. Lesungen sind natürlich ein Weg, aber oft mit großen Kosten für die Buchhandlung verbunden – sie wissen nicht, ob es sich rechnet. Aber lauschige Sitzgelegenheiten und Kaffee und Tee können nicht schaden und die Kunden zum Verweilen einladen.
Als ich mein Assistant-Teacher-Jahr in England verbrachte, stieß ich auf diesen Buchladen für gebrauchte Bücher in Robin Hood’s Bay. Vorne die Bücher und hinten das Café mit selbstgemachtem Kuchen und ein Blick aufs Meer. Natürlich kann das nicht jeder Laden haben, aber versuchen können sie es.
Bei unserem örtlichen Buchladen fährt zur Weihnachtszeit immer eine Modellbahn zwei Schaufenster entlang. Die Schneelandschaft ist liebevoll gestaltet, auf Knopfdruck bewegt sich der Sessellift. Gerade jetzt bei den milden Temperaturen ein toller Spaß für mich und den Nachwuchs. Und wer keine Angst vor großen, lebenden Papagaien hat, kann sich mal in den zweiten Stock begeben.
Gut, ich müsste konsequent sein und die Partnerlinks zu amazon hier herausnehmen, die mir ein paar Euros im Monat bringen. Und, was meinst du dazu?
… und ich sehe gerade, dass unser lokaler Buchhändler auch bei LChoice dabei ist. cool.
Ich schätze beides – das gezielte Suchen nach Büchern im Onlineversand genauso wie das Stöbern im realen Buchladen. Vor den Töchtern hätten ich auch noch mehr Zeit und Muße dafür, und hab mir gern die Nachmittage in den Münchner Großbuchhandlungen vertrieben. Oder auch mal in den spezialisierten kleinen Läden rings um die Uni, um herauszufinden, was gerade die besten Nachschlagewerke für’s Studium waren. Ein paar engagierten Buchhändlern, die wirklich Ahnung von ihrem Sortiment hatten, verdanke ich so teilweise meinen Abschluss – sie kamen auch mit Aufgaben klar wie: „Ich brauche ein tiefgehendes Fachbuch zu diesem Thema … Mit Bildern. Und in allgemeinverständlicher Sprache!“
Echte Helden des Alltags.
[…] meinem letzten Beitrag hatte ich schon meine 50 Cent dazugegeben, den örtlichen Buchhandel zu stärken. Und ich habe mich jetzt ein wenig mit der LChoice-App beschäftgit, die ich grundsätzlich gut […]
[…] Doch geht etwas Verloren. Das Umherstreunern in der Bücherei. Das Entlanglaufen an meterlangen Buchregalen, der Duft, das Blättern, das Lesegefühl. Auf dem E-Reader oder sogar Tablet und Smartphone ist es eher ein schnelles Wischen, ein Nebenbei-Konsumieren. Bei mir überkommt mich zwischenzeitlich immer ein Buchkauf. Ein „richtiges“ Buch mit Seiten aus Papier muss es sein, damit es raschelt und duftet und über das Umblättern im Hirn landet. Dann gehe ich in den lokalen Buchhandel, durchforste die Regale oder bestelle eines, was in der Regel innerhalb von einem Werktag vor Ort abholbar ist. Aber das ist ein anderes Thema. […]