Diese Fragen tauchen immer wieder auf – mal mehr, mal weniger – „Sind Zwillinge nicht anstrengend?“ „Wie schafft man das?“ „Ist es mehr Arbeit als ein Kind?“ – mittlerweile schmunzel ich über diese Frage, zu Beginn bin ich oftmals zusammengezuckt. Ich dachte mir – und denke es häufig immer noch – was erwarten die Fragesteller jetzt für eine Antwort? Wenn ich sage „Ja“, kommt sowas wie „Das habe ich mir gedacht.“ Antworte ich mit „Nein“, erntet man einen fragenden Blick mit hochgezogenen Augenbrauen oder gar ein Kopfschütteln. Und dann? Viele Fragezeichen hier alleine schon im ersten Absatz.

Diese Fragen resultieren aus Unsicherheit. So als würden die Fragesteller sich dann irgendwo Zwillinge wünschen wenn man mit „Nein, die sind total pflegeleicht“ antwortet. Jedes Kind ist doch anders, ob Einzelkind, Zwillinge, Drillinge etc. Was soll das also. Wir hatten ja nicht einmal einen Vergleich, da es unsere ersten Kinder sind. Und selbst wenn wir vor unseren beiden schon Nachwuchs gehabt hätten, läuft doch alles anders ab. Jedes Entwicklung verläuft anders. Es gibt ruhige Jungs und quirlige Mädchen, quirlige Jungs und ruhige Mädchen etc. Hier lassen sich unterschiedliche Konstellationen finden, wenn man nur lange genug danach sucht.

Begegnet man anderen Zwillingseltern huscht oftmals ein vielsagendes Lächeln über deren Gesichter. Wir brauchen nicht mit einander reden. Ein Blick genügt. Wir verstehen uns auch so. So, wie manche Motorradfahrer sich grüßen oder Autofahrer mit nicht solch massenkompatiblen Autos nach ihresgleichen Ausschau halten und den Finger am Lenkrad lüften um zu zeigen, dass man zusammengehört; in dem Kreis aufgenommen ist.

Dabei sind wir alle ein Kreis. Wir sind alle Eltern. Daher verbindet uns schon so einiges finde ich. Und Eltern sind so ihre ganz eigene Zielgruppe und Nische, wie auch Susanne in ihrem Vortrag auf der re-publica ausgeführt hat. Uns als Eltern verbindet so einiges. Anderes auch wieder nicht. Für die Gruppe einer gewissen Werbezunft sind wir eine interessante Zielgruppe, für andere sind wir nur die, die mit ihren Kinderwagen den Eingang zum Lieblingscafé verstellen. Aber das gibt es doch auch überall.

Heute früh musste ich mich anschnauzen lassen, als ich einen falschparkenden SUV-Fahrer bat mal ein Stück zurückzusetzen, damit ich aus meiner Parklücke komme. „Woooooooooos – dahinda sinn doch 20 Meter fraaa“ – tja, als Muschelschubser im fränkischen Exil musste ich erst einmal auf „Übersetzen“ im Hirn umschalten. Ihm waren die 20 Meter zur richtigen Parklücke anscheinend zu weit. Auch hier sieht man, dass jeder ein Individuum ist. Gerade bei Kindern wird es oft vergessen. Wenn unsere Jungs im September in die Schule kommen, dürften wir noch so einiges erleben. Da haben die Lehrer ja ihren direkten Vergleich, den sie eigentlich ausblenden wollen. Aber dazu dann an geeigneter Stelle mehr.

Mittlerweile habe ich mir angewöhnt zu schweigen und die Fragesteller anzuschauen? Dann merken sie selbst, dass die Frage etwas komisch war. Nur beim SUV-Fahrer hat das mit dem Schweigen nicht geklappt. Aber ich arbeite dran.

2 Kommentare

  1. Ich könnte die Frage – ob es mit Zwillingen anstrengender ist als mit einem Kind – mangels Erfahrung nicht einmal ansatzweise beantworten. Ich kann nur sagen, dass sich alle Anstrengung lohnt und dass ich auf keins der Mädels verzichten möchte.

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