Papa. hörst du mich
Papa. hörst du mich

Wenn ein geliebter Mensch stirbt, ist das immer ein gravierender Einschnitt im Leben. Erst recht, wenn einem kleinen Kind plötzlich und unerwartet ein Elternteil genommen wird.

Der siebenjährige Polle hat das erlebt. Nachdem sein Vater einige Zeit im Krankenhaus wegen seiner Krebskrankheit behandelt wurde, stirbt er bald in einem Krankenbett, das im Wohnzimmer aufgestellt wurde.

In einer für dieses schwere Thema wunderbar leichten Sprache lässt Tamara Bos den kleinen Polle mit seinem toten Vater ins Gespräch kommen. Es ist ein Monolog, doch Olle stört es offenbar nicht, dass sein Vater nicht mehr antworten kann. Überzeugt davon, dass sein Papa ihn hören kann, spricht er zu ihm über die Dinge, die geschehen. Die Nacht, als er gestorben ist, die Aufbahrung, die Bestattung. Und er erinnert sich an gemeinsam Erlebtes, auch über den letztlich tödlichen Verlauf der Krankheit.

Tamaro Bos trifft die Sprache eine Siebenjährigen perfekt, und hat für alles einen Platz: für Trauer und Trotz, doch auch Dankbarkeit und kindliche Neugier, und immer wieder die wunderbare authentische Poesie eines noch jungen Geistes. Annemarie van Haeringen hat mit Elementen des Spiels Stratego, das Polle so gerne mit seinem Vater spielte, das Buch kongenial illustriert.

Und am Ende sagt Polle:
„Du bist nicht mehr da
Jetzt ist es wirklich so.
In dem Moment, als ich unser Haus betrat, wusste ich es.
Papa, du bist weg, wirklich weg.
Nie mehr dein fröhliches Lachen.
Nie mehr dein Atmen.
Nie mehr das Summen von deinem Bett.
Du bist jetzt wirklich verschwunden.
(…)

Zum Glück können wir noch miteinander reden.
Auch wenn du nichts mehr zurücksagst.
Ich rede weiter mit dir.

Um dir zu erzählen, was so passiert.
Und alles, was passiert ist.
Denn du bleibst immer mein Papa.
Und ich weiß, dass du mich hörst.“

Ein wunderbares poetisches Buch, das zu Recht für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert war.

Tamara Bos, Annemarie van Haeringen, Papa, hörst du mich, Verlag Freies Geistesleben 2013, ISBN 978-3-7725-2516-2 (** Partnerlink)

Gastbeitrag: Winfried Stanzick

4 Kommentare

  1. Ich habe ja schon beim Lesen der Rezension „die Pisse inne Augen stehen“ wie man im Ruhrgebiet so schön sagt. Ich weiss nicht, ob ich das ein ganzes Buch lang durchstehe. Als Vater sicherlich nicht einfach zu lesen.

  2. Als meine Mutter viel zu früh an Krebs starb, riss es mich von den Beinen. Es ist schwer, das alles in Worte zu fassen. Noch schwerer ist es, es kleinen Kindern zu vermitteln, was passiert ist. Manches Mal frage ich mich, ob sie mich hört. Ich wünschte es.

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