Bei Regenwolken ging es von Nürnberg aus mit einer recht kleinen Maschine Richtung Hamburg. Dann weiter mit British Airways nach Heathrow. Und siehe da – die Sonne schien nicht nur über den Wolken. Was für ein schöner Empfang.

Hallo Heathrow
Hallo Heathrow

Ab ins Hotel und ein Gourmet Burger

Was macht man als Vater, wenn man kinderlos in London ankommt? Man macht sich auf den Weg zu den naheliegenden Wahrzeichen, wie Tower Bridge und London Tower, umgeht aber die Schlangen und saftigen Eintrittspreise, die man bei einem späteren Besuch mit dem Nachwuchs dann bitter lächelnd zahlen wird, denn eine Familienkarte für den London Tower kommt derzeit auf 60 Britische Pfund, etwas über 80 Euro. Aber gut, dazu an anderer Stelle mehr. Ab ans Themse-Ufer.

Unweit der Tower Bridge erklang Musik. Keine handgemachte, sondern aus einer blechernen Konserve, aber sie lockte mich und andere Touristen in ihren Outdoorjacken an.

Der schön zurechtgemachte Imbisswagen lockte mich mit seinem Grillduft. Hmmm, „Gourmet Burger“ stand auf einer handgeschriebenen Tafel. Und handgeschrieben ist doch immer gut, sagt man. Nun denn. Von Gourmet war der Fleischklops im trockenen Brötchen weit entfernt. Es lag dann also alles ziemlich schwer im Magen und ich musste mich erst einmal bewegen. Das fällt aber nicht wirklich schwer. Auch wenn man denkt, man hat eine U-Bahn-Station entdeckt, kann es einem passieren, dass man unterirdisch mehrere Kilometer zurücklegt, bis man endlich im Zug sitzt/steht/kauert.

Ich hatte ein Zimmer im Motel-One London Tower Hill gebucht. Sehr empfehlenswert. Die Ausgangslage ist perfekt – einen Steinwurf von der Tower Bridge entfernt und genau in der Mitte zwischen den U-Bahn-Stationen Aldgate und Tower Hill. So ist man dann auch sehr schnell überall, wo man hinmöchte. Die deutsche Hotelkette, die kürzlich erst in London eröffnete und auch noch weitere Hotels im Vereinigten Königreich plant, denkt mit – so findet sich neben dem Kopfteil auch eine „deutsche“ Steckdose. Sehr gut, da ich meinen Reiseadapter zu Hause vergessen hatte. Inter einer Klappe befindet sich zudem ein Wasserkocher für die Tee- und Kaffeezubereitung. Das ist dem englischen Spleen geschuldet und nicht in anderen Häusern der Kette üblich.

Gutes englisches Frühstück
Gutes englisches Frühstück

Das „Continental Breakfast“ habe ich mir im Hotel aber dann nicht gegeben. Sondern mich eher auf die Suche gemacht, ein englisches Frühstück zu finden. Unweit vom Hotel, gleich gegenüber der Aldgate Station findet sich „Peter’s Cafe“ (auf der Website steht, dass am Wochenende geschlossen ist – dann hatte ich wohl Glück oder sie haben es geändert). Es bietet so ziemlich alles, was der Engländer morgens verzehrt. Angefangen über Spiegeleier mit Speck oder für mich ein Full English Breakfast mit Spiegeleiern, Toast, weißen Bohnen in Tomatensoße, Hash Browns (nein, keine Innereien), Pilzen, Würstchen… und Tee bis zum Abwinken. Nartürlich kann man das nicht jeden Tag essen, aber es hat sehr lange vorgehalten und man kann damit auch größere Fußmärsche zurücklegen.

Ye Olde Cheshire Cheese und Sägemehl

Wer schon einmal in einem typisch englischen Pub war, kennt dicke Teppichböden. Nahezu überall. Doch wer es noch authentischer möchte und auf den Spuren von Charles Dickens durch London läuft, kommt am Ye Olde Cheshire Cheese nicht vorbei. Hier findet man noch Sägemehl in einem der Gasträume, die alle sehr verwinkelt und bis tief unter die Straße gehen. Echtes Kaminfeuer, nicht diese elektrisch beleuchteten Imitate, tun ihr Übriges. Hier hätte man auch mit der Familie viel Spaß, denn es hat etwas von einem Burgverließ. Robuste, blankgescheuerte Holztische und Bänke laden im untersten Schankraum auch für Familien zum Verweilen ein.

Obligatorisch Fish and Chips
Obligatorisch Fish and Chips

Auch wenn Fish and Chips seinen Ursprung nicht in London gehabt haben dürfte, kommt es vielerorts sehr lecker daher. Meistens, wie auf dem Bild, mit Chips (eher weichen statt knusprigen Pommes – aber das muss so) und Erbsen – oftmals auch als mushy peas (gestampfte Erbsen) – die lassen sich auch um einiges besser aufgabeln. Man kann sich in dieser Atmosphäre vorstellen, wie Dickens und andere Schreiber der damaligen Zeit der hektischen Fleet Street hier entkommen sind. Heute ist kaum noch etwas von den damaligen Zeitungsstraße zu erahnen. Die leeren Bürogebäude von Rupert Murdoch und Konsorten erzählen ihre eigene Sprache. Sind die Docklands anscheinend doch interessanter gewesen.

U-Bahnfahren mit Kindern

Zwischendurch habe ich mir immer wieder überlegt, was man mit den Kindern an der Seite gemacht hätte:

  • Buckingham Palace
  • Madama Tussauds
  • Hyde Park und andere Grünanlagen für den Auslauf
  • Herumfahren mit dem Doppeldecker der Linie 11

U-Bahnfahren dürfte ihnen Spaß machen. Man sollte natürlich dann die Stoßzeiten und die immer überfüllten Linien meiden und eher antizyklisch unterwegs sein. Mit Kindern empfiehlt sich dann das Fahren mit dem Doppeldecker. Wenn es geht, natürlich ganz oben und ganz vorne.

Shaun - 50mal in London
Shaun – 50mal in London

Ende März war es soweit – was hatte ich Glück – die ersten von 120 Skulpturen von Shaun das Schaf erreichten London. Verstreut über die Innenstadt. Da dürfte es keine Probleme geben, den Nachwuchs für einen Fußmarsch zu motivieren. Schließlich möchte man keinen der Exemplare verpassen. Leider las ich heute erst von der Aktion inkl. App.

Ruhig und lebhaft – der Wechsel hat seinen Reiz

Lebhabfter geht es dann, sobald man aus den Katakomben aufgetaucht ist, in der Liverpool Street Station zu. Hier, wo die Züge zum Standstead Airport alle 15 Minuten fahren, hat einen das Gewimmel der Stadt wieder, von dem man manches Mal unter der Erde gut abgeschirmt war.

Wer es dann ruhiger und beschaulicher mag, sollte den schönen Old Spitalfields Market an einem Wochenende meiden, wobei auch antizyklisch genug los sein dürfte, egal wann man hingeht. Der Markt ist für alle zu emfpehen, die sich mal so richtig austoben möchten, noch Britische Pfund überhaben und sich nicht satt sehen können an T-Shirts, englischem Honig oder Buchständen. Umrahm wird alles, von mehr oder weniger guten Lokalitäten. Mir war gestern daher nach einem schönen authentischen Sunday Rost. Gedacht, getan. Also, ab in die U-Bahn – auf nach Holborn, um im Pub Princess Louise zu essen. Doch leider hatte ich die Rechnung im wahrsten Sinne des Wortes ohne den Wirt gemacht. Sonntags gibt es keine Küche. Gut. Ein kleines Bier aus Tadcaster konnte aber nicht schaden und so ließ ich die Pub-Architektur auf mich wirken. Wunderschön ist die gesamte Inneneinrichtung. Wer etwas alleine sitzen möchte, kann es in den milchverglasten Sitzinseln tun, die alle zum Thresen hin geöffnet sind. Rauch und Londoner Nebel fehlte, um sich nicht ganz in das 19. Jahrhundert versetzt zu fühlen.

Alles in allem ein schöner Kurztrip in die quirlige Metropole. Das nächste Mal mit Kind und Kegel. Und mit der Bahn.

7 Kommentare

  1. Schöner Bericht. Irgendwann werde ich das auch mal machen. Nur London und ich und dann hau ich auf die Pauke. Ich mag ja Charles Dickens auch sehr.. nur die Essgewohnheiten man Morgen.. über die sollte unbedingt nachverhandelt werden ;D
    LG, Johnny

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