Kürzlich schrieb ich darüber, wie befreiend Laufen für mich als Zwillingsvater sein kann. Ein paar Tage sind seitdem ins Land gegangen. Tage, an denen zu Hause eine nahezu dröhnende Stille herrschte. Ein Dröhnen, das auf die Ohren drückte. Niemand schlug mit den Türen, niemand zerrte links und rechts am Bein. Was war passiert? Unsere Zwillinge sind mit ihrer Grundschulklasse ins Schullandheim gefahren.
5 Tage ohne Kinder. 5 Tage ohne Eltern. Da stellt sich doch die Frage, wer aufgeregter war. Ich glaube, dass wir Eltern es im Endeffekt waren. Das kam auch bei Gesprächen mit anderen Eltern heute heraus, als ich mit vier anderen Vätern und Müttern das Gepäck von der Unterkunft abholte. Eine weitere Zwillingsmama erzählte, dass sie sich wie im Urlaub fühlte.
Die Zeit der Ruhe
Die Ruhe stellte sich gleich am Montag ein. Die Kinder waren auf dem Weg ins Schullandheim, die Überlegungen zu neuen Projekten und Kunden-Websites wollte ich in den fünf Tagen ohne Kinder vorantreiben. Zuerst war das das Drühnen auf dem Ohr. Dann kam die Müdigkeit. Ganz ehrlich. Ich gebe es zu: ich war müde. Sehr müde. Das lag nicht nur an der mit Susanne kürzlich veranstalteten Elternbloggerkonferenz #denkst, sondern schlicht und einfach daran, dass der Nachwuchs nicht mehr an einem zerrte. Kaffee, doppelter Espresso, alles half an diesem Montag nichts mehr. Der Kopf war plötzlich leer. Ohne Joggen. Es übermannte mich bleierne Müdigkeit.
Dabei hat man ja Pläne für die kinderfreie Zeit. Alles, was bisher nicht gemacht wurde, was zu kurz kam, was liegengeblieben ist, könnte man jetzt machen. Wohlgemerkt könnte. So wie sich die Kinder ihrem eigenen Flow hingeben, ganz ins Spielen abtauchen, wenn sie aus der Schule kommen, wollte ich in den Flow-Modus schalten. Den Gedanken freien Lauf lassen, meinen Vortrag für vergangenen Mittwoch noch einmal überarbeiten und das Kurzseminar für Donnerstagfrüh etwas anders gestalten. Doch kaum am Laptop – diesen an einen anderen Ort als sonst gestellt – brauchte ich wieder einen Kaffee.
Die Gedanken kreisen
Die Gedanken begannen zu kreisen. Erst langsam, dann schneller. Am Montag waren es noch Überlegungen, wie es dem Nachwuchs wohl geht. Ob alles gut ist, ob sie uns Eltern vermissen. Am Diestag kamen die Gedanken, jetzt aber – jetzt muss mal konzentriert gearbeitet werden. Durch die Veranstaltung am Mittwoch und Donnerstag war die Woche gefühlt kürzer als sonst. Und dann überfielen sie einen wieder. Die Gedanken. Dabei sind es nicht die 36 Punkte, die nur Zwillingseltern kennen, sondern eher – oh, morgen sind die 5 Tage Schullandheim herum. Da hole ich mit anderen Eltern das Gepäck ab. Was hast du in der Zwischenzeit geschafft?
Dieser Gedankenspirale sollte man einen Dämpfer verpassen. Sich nicht hinabziehen lassen. Sondern eher im Hier und Jetzt sein. Wach und aufnahmefähig für alles, was noch kommt.
Auf Ruhe folgt Sturm
Heute ist der Tag, an dem fünf Tage Schullandheim für die Kinder zuende gehen. Eine völlig neue Erfahrung. Fünf Tage im Klassenverband in einer anderen Umgebung, anderer Tagesablauf, andere Inhalte, andere Regeln. Müde schauen sie aus, aber gewachsen und glücklich. Schon auf dem Heimweg sprudeln die Erlebnisse der vergangenen Tage aus ihnen heraus. So inspirierend und abwechslungsreich waren die Tage.
Und was habe ich als Zwillingsvater aus diesen Tagen gelernt?
- genieße die bleierne Müdigkeit – sie kommt so schnell nicht wieder
- gute Ideen und Gedanken kommen nicht auf Knopfdruck
- erst wenn die Kinder nicht da sind, weiß man, was man vermisst
Als Eltern von Zwillingen ist man ständig eingespannt. Nicht nur in den ersten Monaten, sondern auch danach. Du bist vielleicht ängstlich aber auch der wahre Superheld. Du hast zu wenig Zeit für eigene Gedanken, aber es geht nicht nur um alles, was sein kann, sondern auch um das Hier und Jetzt. Zwillingssohn 2 hat es sehr schön in seinem Klassenfahrt-Tagebuch geschrieben „Jetzt ist jetzt“. Mehr geht nicht. Und es folgen zwei Wochen Pfingstferien für die Kinder.
Wie geht es dir damit, wenn die Kinder auf Klassenfahrt gehen? Was hast du daraus mitgenommen? Ich freue mich über deine Erlebnisse und Eindrücke.
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Foto (c) Unsplash / pixabay.com