Wenn Zwillinge reisen
Die Zwillingsbrüder Hansen und Paul Hoepner sind kein unbeschriebenes Blatt, wenn es um waghalsige Reisen geht. Wie wäre es beispielsweise per Rad von Berlin nach Shanghai? 13600 Kilometer auf einem Drahtesel, durch unbekannte Länder, unterschiedlichste Sprachen und Kulturen? Seitdem ist schon etwas Zeit vergangen. Ein neues Abenteuer musste her. Wie wäre es mit einer Reise um die Welt? Zu Fuß. Ohne Geld. Gesagt, getan. Kann so etwas klappen?
34 Jahre sind die beiden, die ihr neues Buch „Zwei um die Welt“ kürzlich herausgebracht haben. Es ist weit mehr als eine Reisebeschreibung, es ist ein Blick in die Gedanken- und Gefühlswelt von Zwillingen. Ein Grund mehr, dass ich mir das Buch näher angesehen habe.
26 Jahre trennen unsere Jungs von dem Alter der beiden Abenteurer. Und wenn ich unseren Nachwuchs so sehe, wie sie gedankenverloren ihren ganz eigenen Abenteuern beim Spielen nachgehen, so kann ich sie mir auch auf einer gemeinsamen Reise durch fremde Länder vorstellen.
Zwillinge – Unterschiedlich und doch ein Ziel
Zwillinge, gerade eineiige Zwillinge, werden oftmals als ein Charakter, als eine Persönlichkeit wahrgenommen. Schließlich gehören sie von Geburt an zusammen. Halten zusammen, wie Pech und Schwefel. Gehen gemeinsam durch dick und dünn. Soweit die Vorstellung. Doch eine gemeinsame Weltreise stellt auch die enge Bindung von Zwillingen auf eine ganz eigene Probe. Willkommen in der Realität.
Was beim Aufbruch in Berlin noch so harmonisch und, mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen, leicht und einfach aussieht, wird schon bei ihrem ersten längeren Aufenthalt in Portugal auf eine gehörige Probe gestellt. Kommunikation ist alles. Vor allem bei Zwillingen. Hier wird häufig angenommen, sie würden Verbündete im Geiste sein und sich auch ohne Worte verstehen. Auf viele Situationen mag es zutreffen, doch eine Reise, die beide an ihr physisches Limit treibt, ist noch einmal eine ganz andere Nummer.
Kanada, Japan, China, Thailand, Indien, Kasachstan sind nur einige Länder auf ihrer riesigen Etappe, die die beiden Brüder zu Fuß mit einem eigens konstruierten Handkarren zurücklegen möchten. Trampen oder Busfahren, das Ticket durch selbstgemachten Schmuck finanziert, ist manches Mal eine Wohltat für die Füße, zu anderen Zeiten aber Qual, weil der Verkauf nicht so recht zu funktionieren scheint. Ein Nebenjob muss her. Es werden Balkons in Kanada instandgesetzt, auf einem Urlaubsresort in Thailand ausgeholfen, damit die Notfall-Kreditkarte nicht angegriffen werden muss.
Ohne spoilern zu wollen, die Reise steht im letzten Drittel aus Messers Schneide. Hansen bekommt hohes Fieber und muss ärztlich behandelt werden. In einem Land, dessen Sprache man nicht kann, die Ärzte kaum Englisch sprechen oder verstehen, eine ganz andere Herausforderung.
Kapitelweise im Wechsel & QR-Codes
Die Geschichte der beiden Zwillingsbrüder hat mir ausgesprochen gut gefallen. Leicht und spannend zu lesen, möchte man das nächste Kapitel verschlingen. Beide Brüder teilen sich jeweils die Schreibaufgabe. Jeder eine Etappe, ein Kapitel. Die Länderkapitel schließen mit einem QR-Code ab, der zu einem Filmclip der beiden führt. Das ist ein besonderes Schmankerl und ein Mehrwert, der gerade bei solch Reisereportagen Sinn macht.
Für alle Abenteuerlustigen und Liebhaber von Fernreisen – und natürlich allen Eltern von Zwillinge – eine Empfehlung. Vielleicht sind unsere in 26 Jahren auch auf solcher Tour. Loslassen ist als Eltern angesagt.
Falls du das Buch schon gelesen haben solltest, interessiert mich deine Meinung ganz besonders. Was würdest du davon halten, wenn deine Kinder so etwas unternehmen? Ab mit deinem Kommentar in die Kommentarbox unterhalb von diesem Artikel. Ich freue mich.
Aktuelle Veranstaltungen mit den beiden – Infos auf der Verlagswebsite
Am 18.3. gab es die Reportage auf VOX zu sehen – hier die Folge ansehen
Hansen und Paul Hoepner
Zwei um die Welt
In 80 Tagen ohne Geld
Malik
303 Seiten
ISBN 9783890294698
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