„Hast du mich genauso gern?“ „Warum liest du meinem Bruder länger vor?“ Das sind Fragen, mit denen wir uns ab und zu bei den Zwillingen konfrontiert sehen. Gefühlte und erfahrene Individual-Zeit unterscheiden sich. Die Wahrnehmung jedes der Kinder ist anders. Und Zeit ist der Knackpunkt. Zeit für die Kinder als Eltern, aber auch die individuelle Zeit jedes einzelnen Kindes für sich. Sie kennen sich nur im Doppelpack. Auf engstem Raum vor der Geburt, die erste Zeit im gemeinsamen Zimmer. Ein eigenes Zimmer gab es bei uns im Verlauf des dritten Kindergartenjahres. So war für sie genug Zeit bis zur Grundschule die „neue “ Umgebung auf sich wirken zu lassen.
Die Zwillinge werden immer genauer in der Wahrnehmung, wer von uns wann wieviel Zeit mit ihnen verbringt, spielt, vorliest, etwas unternimmt. „Ungerechtigkeiten“ werden immer öfter zur Sprache gebracht, was auch in unserem Sinne ist.
Vorlesen im Wechsel
Die Gutenacht-Geschichte oder aus ihren derzeitigen Lieblingsbüchern lassen wir uns im Wechsel vorlesen bzw. lesen vor, so dass jeder alle zwei Tage in den Genuss von uns kommt. Hier konnten wir das Thema „Ungerechtigkeit“ ausklammern. Auch eine Liste für den Tischdienst haben sie zusammen erstellt, damit es nach dem Abendessen und am Wochenende nach den Mahlzeiten gerechter zugeht und nicht einer von ihnen „immer“ die Spülmaschine ausräumt.
Wenig Zeit nach der Schule
Wir sehen, was sie beschäftigt: wenig Zeit nach der Schule. Hierbei geht es gar nicht mal um die trotz Ganztagesschule noch zu erledigenden Hausaufgaben, sondern eher die Zeit für sich allein. Sich zurückziehen, die Dinge machen, die einen selbst beschäftigen. Das Wochenende ist dafür manches Mal auch zu kurz. Sie sind unterschiedliche Charaktere, bei denen jeder Vergleich hinkt. Zwillingssohn 2 liest seit kurzem dicke Wälzer für sein Leben gern, Zwillingssohnemann 1 möchte lieber „Tubyrinth*“ spielen. Sind hier beide nicht auf einer Wellenlänge, ist etwas schlechte Laune vorprogrammiert. Hier lernen sie in dem Moment, die Vorlieben des anderen zu verstehen und erarbeiten manches Mal einen eigenen Kompromiss. Nicht immer zurückzustecken ist ein langer Lernprozess, der uns Große auch das eine oder andere Mal beschäftigt. Es ist ja bei uns Zwillingseltern auch nicht anders: Die individuelle Zeit ist wichtig, aber auch knapp. Hier helfen genaue Absprachen. Doch das Durchtakten hat auch seine Schattenseiten. Die Spontaneität bleibt auf der Strecke. Damit auch die Kreativität. Diese lässt sich bekanntlich nicht planen. Eigene Zeit hin oder her, Zwillinge brauchen einander.
Und dann sind da noch die Hobbys. Ich meine jetzt die, die die Kinder schon früh mit sich herumgetragen haben und immer wieder ansprachen. Ob es Sport oder ein Musikinstrument ist. Auch das soll irgendwo hineinpassen und Spaß machen. Hier bleibt viel individuelle Zeit auf der Strecke. Die Gründe dafür sind vielschichtig. Ein Teil sind die fehlenden Angebote rund um die Ganztagesschule.
Es ist schwer, jedem Kind gerecht zu werden. Wie ist es bei euch? Wie nehmt ihr euch Zeit für jedes Kind individuell? Ab damit in die Kommentarbox…
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