Gerade war doch erst Einschulung. Ich sehe unsere Zwillinge noch mit den Schultüten und der viel zu großen Schultasche vor der großen Tür des Schulgebäudes stehen und stolz in die Kamera lächeln. Endlich Schule. Endlich kein Kindergartenkind mehr. Das ist jetzt vier Jahre her. Wahnsin. Jetzt ging es an die weiterführende Schule. Eine emotionale Achterbahnfahrt.

Ich habe hier auf dem Blog in loser Folge darüber geschrieben, ob man Zwillinge ab der ersten Klasse trennen sollte und ob es gut ist, sie gemeinsam einzuschulen. Eine Frage, die alle Zwillingseltern spätestens gegen Ende des Kindergartens umtreibt. Was ist richtig, was ist falsch? Doch ehrlich gesagt, gibt es hier kein „richtig“ und kein „falsch“. Wie bei vielen Themen, die es auf Elternblogs zu lesen gibt, ist auch hier auf das Bauchgefühl zu hören. Und das nicht zu knapp.

Mein Bauch rebellierte kurz vor Ende der Sommerferien. Nicht nur, weil die sechs Wochen so schnell verflogen sind und wir uns in Gedanken in den letzten Tagen und Wochen an die Nordsee zurückgedacht haben. Irgendwas lag quer. Das Ungewisse, das in uns so etwas wie Unbehagen auslöst. Weil wir es nicht mehr unter Kontrolle haben, was da kommt. Doch Moment, natürlich haben wir es unter Kontrolle. Nur manches Mal spielen unsere Gefühle verrückt.

Das Ende des Zwillingsvorteils

Unsere Zwillinge besuchten eine gemeinsame Kindergartengruppe und eine gemeinsame Klasse in der Grundschule. Sie hockten und klebten auch nicht aneinander. Jeder konnte gut sein eigenes Ding machen. Sie konnten sich darauf verlassen, dass dort noch jemand ist, wenn sie ihn brauchen. Und damit meine ich nicht uns Eltern. Eher so eine seelische Kopie ihrer selbst. Eine sichere Bank, wenn sie sich unsicher fühlten.

Gegen Mitte der Sommerferien wurde ihnen – und uns – bewußt, dass eine große Veränderung auf sie wartet. Denn nach den Ferien sollte es getrennte schulische Wege gehen. Andere Schule, andere Klasse. Neue Mitschüler, neue Fächer, neuer Input. Vorbei die Zeit, in der wir beim Schulutensilieneinkauf nur doppelt ins Regal greifen mussten. Das hieß auch ein Elternabend, den man sich gut mit dem Partner aufteilen konnte. Wir brauchten auch weniger Speicherplatz für Mitschüler- und Lehrernamen im übermüdeten Zwillingselternhirn.

Der Nachwuchs schlief etwas schlechter. Wir automatisch auch. Kopfkino machte sich breit. Dabei blockieren diese Gedanken, was sein könnte, nur unnötig. Schwer, dagegen anzukommen. Manchmal.

Willkommen Zwillingsvorteil

Doch jetzt ist er da, der Zwillingsvorteil. Der neue. Neue Perspektiven. Neue Mitschüler, neue Lehrer, neuer Input. Und die Aussicht, sich individuell und nach den eigenen Stärken auszurichten. Neu zu positionieren. Neue Freundschaften.

Das Abarbeiten der Schullisten war eine erste Herausforderung für uns. Die Elternabende werden folgen. Es hat immer etwas mit Loslassen zu tun. Zur Grundschule und jetzt auch bei der weiterführenden Schule. Ich freue mich für sie auf das Neue.

Mögen sich die Wege auch kurzzeitig trennen, ist dort das innere Band, das immer wieder zusammenführt. Da bin ich mir sicher.

 

Header-Foto (c) MichaelGaida @pixabay

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