Ständig werden wir mit den perfekten Bildern konfrontiert. Aufgeräumte Wohnungen und Zimmer via Instagram, lächelnde Gesichter auf Urlaubsfotos auf Facebook und die Perfektion in 140 Zeichen auf Twitter. Doch als Eltern von Zwillingen wissen wir, dass es da auch die andere Seite gibt. Und das ist hier die Wahrheit.

Während der Schwangerschaft sieht man Bilder vor dem inneren Auge ablaufen. Es sind die Bilder aus Elternmagazinen und Wohnungsratgebern. Das rosa-plüschige Kinderzimmer, die Gemütlichkeit und Gelassenheit, alles im Griff zu haben. Aber so ist es nicht. Die Wahrheit sieht ganz anders aus. Ganz anders. Man kann es sich nicht vorstellen, wie Zwillinge den gesamten Haushalt, das Auto, die Terrasse und Garten auf den Kopf stellen. Sie tun es. Ohne Frage. Und wir sollten uns in Gelassenheit üben.

Das unterscheidet uns Zwillingseltern auch von Ein-Kind-Familien und allen anderen Familien. Das liegt einfach in der Natur der Sache. Als Einzelkind kannte ich es, dass meine Eltern viel Zeit hatten, sich um die Ordnung in meinem Zimmer zu kümmern. Nicht, dass sie aufgeräumt haben, aber man stand allein im Fokus. Bei Zwillingen ist das schon mal ganz anders. Es sind nicht „nur“ Geschwister, es sind Seelenverwandte, denen du jetzt versuchst, die Liebe und Zuneigung gerecht aufzuteilen. Und da beginnt der Spagat, der nicht aufhört.

Raus in den Matsch - das Großziehen von Zwillingen
Raus in den Matsch – das Großziehen von Zwillingen

Das besondere Gen

Als Zwillingseltern haben wir das besondere Gen. Uns bringt so schnell nichts ins Schwitzen. Schließlich haben wir die ersten Monate mit Zwillingen überlebt. Wir haben das Chaos zwischen Windeln, Fläschchen und Durchschlafen im Doppelpack irgendwie überstanden. Auch wenn der Kaffeekonsum drastisch gestiegen ist und wir öfter mal auf dem Zahnfleisch krochen. Das spart aber immerhin eine teure Zahnreinigung. Hat also auch was Positives. Wir sind es gewohnt, den „Zwillingsblick“ zu haben, schließlich bewegen – ich meine rennen – beide nicht in dieselbe Richtung. Da wünscht man sich manches Mal eine elastische Leine, um sie im Griff zu haben.

Aber als Eltern stehst du da irgendwann drüber:

  • dich stören Klamottenberge im Zimmer nur einmal wöchentlich
  • dreckige Gummistiefel im Doppelpack mitten in der Wohnung zaubern dir ein Lächeln auf die Lippen
  • erfindungsreiche Kinder, die die Seifenspender mit Leitungswasser auffüllen lassen dich an einen Jugend-Forscht-Preis denken
  • Chaos mit durcheinandergewürfeltem Spielzeug hoch zwei

Wir Zwillingseltern erkennen uns, auch wenn wir ohne Kinder unterwegs sind. Es ist diese innere Ruhe, das Zucken der Mundwinkel, der Glanz in den Augen, der nicht vom Schlafmangel kommt. Es ist das Schweben auf einer anderen Ebene. Und für alle, die diese Ruhe noch (er)lernen möchten, hier ein paar Tipps:

  1. vergleiche dich nicht mit Ein-Kind-Eltern – vergleiche dich nicht mit ihrem Kind, ihrem Haus, ihrem Garten – vergleiche dich am besten mit niemandem und ziehe deine Kinder nach Bauchgefühl und auf deine eigene Weise groß
  2. Akzeptiere das Chaos – anders wirst du nie die gebührende Gelassenheit erreichen
  3. Akzeptiere die Müdigkeit – es ist kein Wunder, dass dich die Müdigkeit überkommt. Schließlich bist du den Tag über zwei Kindern in unterschiedlichen Richtungen hinterhergejagt. Genieße die Ruhe nach dem Sturm, nimm dir was zu trinken und ein schönes Buch. Schließlich muss der Kopf ja auf irgendwas abgelegt werden – eine frühzeitige Liste mit der Erstausstattung kann helfen, sich auf die wirklich wichtigen Dinge zu konzentrieren
  4. Genieße die kleinen Erfolge – erfreue dich daran, wenn die Kids gerade über die Pfütze und nicht mitten hineingesprungen sind, klopfe ihnen und dir auf die Schulter, wenn die Wäsche es bis zum Wäschekorb geschafft hat…
  5. Suhle dich gemeinsam – egal was die Nachbarn denken. Hab Spaß mit den Kindern, spring selbst mit in die Pfützen. Du wirst merken, wie viel Spaß das macht. Oder? ODER?! Die Kinder werden sich an diese gemeinsamen Momente erinnern. Dreck kann man abwaschen. Diese Erinnerung bleibt.
  6. Lass sie kreativ sein – schau nicht immer hin, was sie machen. Lass sie sich ausprobieren, lass sie experimentieren. Am besten natürlich nicht in deinem eigenen Garten 😉
  7. Erinnere dich daran – dass du Eltern von Zwillingen bist. Es gibt nichts Anstrengenderes und Schöneres als das im Doppelpack. Zwillinge sind großartig. Diese 36 Punkte kennen nur wir.
  8. Die Zeit vergeht so schnell – sie werden so schnell groß. Es ist alles nur eine Phase. Ommmmmm.

 

Und was ist deine dreckige Wahrheit über Zwillinge? Her damit in das Kommentarfeld unter diesen Beitrag.

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Fotos (c) beeki – pixabay.com / privat

8 Kommentare

  1. Wir sind Zwillingseltern ( Junge und Mädchen 7 Jahre) der Artikel ist so wahr…… mich fragen immer Einlingseltern wie ich so gelassen bleiben kann….Antwort: weil ich’s kann. ?

  2. Unsere Mädchen sind 1 Jahr alt und unser Alltag ist auch so wie im Artikel beschrieben. Die Zwillinge geben ordentlich Gas und stellen unsere Nerven ganz schön auf die Probe. Die Große ist 7 Jahre und spinnt oft mit wenn die Babys spinnen. Der normale Wahnsinn. Ab und zu fühlt man sich wie ein Hamster im Laufrad.

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