Wie gut meistert das Dickschiff Volvo XC90 den Zwillingsalltag
Gleich vorweg: Ich bin ein Fan der Marke aus dem Hohen Norden. Als ich vier Jahre alt war, kaufte mein Vater seinen ersten Volvo. Die damals veränderbare und einstellbare Lordosenstütze war eines der Auswahlkriterien für den Kauf. Meine alte Heimat liegt näher an Skandinavien als Bayern, daher auch die Ausrichtung bei Design und eine Sympathie für alles, was nicht dem Mainstream und der Masse entspricht. Dass man seit jeher in einem Volvo entspannt ankommt, dürfte auch Kritikern der Marke nicht entgangen sein. Jetzt mit Zwillingen, hatten wir die Möglichkeit, das größte Modell, den Volvo XC90 einmal probezufahren. Hat er das Zeug zum Favoriten für Eltern mit Zwillingen?
Wuchtig kommt der Wagen daher, aber die Ingenieure haben dem Wagen ein Blechkleid verpasst, was anders als bei anderen Herstellern, fast schon fragil und leicht wirkt. Okay, bei mehr als 2 Tonnen Leergewicht, ist „leicht“ Definitionssache. Das Zusatzgewicht kommt nicht nur vom extraverhärteten Borstahl, den die Schweden seit Jahrzehnten einsetzen, um die Fahrgastzelle der Volvos einen Ticken sicherer zu machen als andere. Bei Motoren setzt Volvo konsequent aufs neudeutsche Downsizing. Somit ausschließlich Vierzylinder, aufgeladen, doppelt aufgeladen mit 2 Litern Hubraum durch alle Modelle – mit Ausnahme der Plugin-Hybrids… Aber das muss nicht schlecht sein.
„Boah, Papa, du bist so weit weg“, schallt es von hinten, denn die Jungs konnten es sich nicht nehmen lassen, in der dritten Sitzreihe platzzunehmen. Wann haben sie schon einmal Gelegenheit in einem 7-Sitzer zu fahren. Braucht man die Sitze nicht, ein Fingergriff genügt und sie verschwinden im Boden und es ergibt sich eine topfebene Ladefläche. Zusatzösen, Haken, Schienen und Klappsysteme hindern Kleinkram daran, zu verrutschen. Auch hier ist der Schwede etwas anders, als andere – denn auf allen hinteren Sitzen sind es Standardsitze – und die sind äußerst bequem. Zudem sind sie leicht versetzt angeordnet, so dass man nicht die Kopfstütze des Vordermanns im Blickfeld hat. Hilft auch bei längeren Fahrten, wenn es dem Nachwuchs schwummerig werden sollte. Ein Blick aus dem Seitenfenster hat nicht die gleiche positive Wirkung, wie ein Blick aus der Frontscheibe. Alle Sitze der zweiten Reihe lassen sich individuell auf Schienen vor und zurückbewegen, was zusätzliche Beinfreiheit bietet. Diese ist übrigens selbst bei vollständig zurückgesetztem Fahrer- und Beifahrersitz sehr üppig.
Das iPad vorne – Sensus Connect als Highlight im Volvo XC90
Unvoreingenommenes Highlight ist das iPad-ähnliche Tablet zur Bedienung aller wichtigen Funktionen im Auto (in unserer Version die 12,3 Zoll-Variante). Die Jungs dachten, ich könnte es nach dem Fahren mitnehmen – soweit sind wir noch nicht. Aber vielleicht kommt das noch.
Die Knöpfe in der Mitte sind daher auf fünf geschrumpft. Den Warnblinker, sollte man ihn brauchen, erreicht man so dann ganz traditionell.
Was auch immer die Bedienung des Touchscreens angeht, wird von Eingewöhnung gesprochen. Ja, denkt mal zurück, als die ersten Tablets aufkamen. Da musste man sich kurz hinsetzen, die Bedienung studieren und dann ging es plötzlich ganz von allein. Ist hier auch nicht anders. Zudem kein Hexenwerk. Während der Fahrt sind auch nicht alle Punkt zugänglich, damit es nicht ablenkt. Ansonsten einfach die Sprachsteuerung, die übrigens gut funktioniert, aktivieren. Dann kann man auch beide Hände am Lenkrad lassen. Oder man aktiviert „Pilot Assist“. Hier navigiert das Auto bis zu einer Geschwindigkeit von bis zu 120 km/h halbautonom für rund 15 Sekunden. Alles im Blickfeld des mit mehreren Kameras und Radarsystemen ausgestatteten Wagens.
Wie bei jedem Tablet zieht sowas Fingerabdrücke an – aber im kühlenden Handschuhfach des Wagens findet sich ein Reinigungstuch. Und immerhin wurde auf sonstigen Klavierlack im Auto verzichtet. Offenporiges Holz und Leder schmeicheln – nicht nur Kinderfingern…
Kennzeichenerkennung Top & das Schubsen – Die Sicherheitsausstattungen im Volvo XC90
Auch die Kennzeichenerkennung ließ keine Wünsche übrig. Selbst im Baustellenbereich erkannte es zuverlässig die auftauchenden Schilder. Die Geschwindigkeitsobergrenze wird zudem rot im digitalen Tacho markiert und blinkt auf, sollte man schneller fahren. Woran man sich gewöhnen muss, ist dass der Wagen dich wieder in die Bahn „schubst“, solltest du über die Fahrbahnmarkierung kommen. Sehr hilfreich bei einem solch breiten Wagen. Ansonsten bremst er in Unfallsituationen bis zum Stillstand, überwacht den toten Winkel und so einiges mehr. Vollgepackt mit interessanter Technik. Einen Schritt weiter geht sogar der Plugin-Hybrid T8 Twin-Engine. Den XC60 Plugin-Hybrid konnten wir bereits einmal ausführlich testen.
Für kleine Kinder ist der mittlere Sitz durch eine integrierte Sitzhöhenverstellung anpassbar. Dieser Sitz lässt sich zudem auf Schienen fast ganz bis auf die Rückenlehne des Beifahrersitzes hervorziehen.
Was uns am Volvo XC90 gefallen hat
Die bedienung des Volvo XC90 macht Spaß. Zweigeteilter Navischirm in der Mitte und direkt hinter dem Lenkrad. Head-Up-Display ist selbst bei starker Sonneneinstrahlung super zu erkennen und auch die Spracherkennung funktioniert. Die Menge an Platz hat uns umgehauen. Selbst mit 7 ausgeklappten Sitzen, macht das Transportieren von Gegenständen noch Spaß, auch wenn dann das Kofferraumvolumen nicht üppig ist. Sind die Zwillinge noch klein, bleiben die zwei zusätzlichen Sitze im Boden und die Zwillingskarre hat überhaupt keine Probleme, untergebracht zu werden. Die Verarbeitung, die Übersicht im Auto trotz Größe und die Sitze haben es uns angetan.
Natürlich braucht man solch Auto nicht. Erst recht nicht in der Stadt. Der Wagen kommt aus einem Land, wo der Weg das Ziel ist. Sie sind gemacht für lange Strecken, für einen entspannten Urlaub mit Kind und Kegel. Nimmt man viele Sachen mit, lässt sich das Auto hinten automatisch absenken, damit man es besser be- und entladen kann.
Für Zwillingseltern mit viel Platzbedarf und Wunsch nach Sicherheit und Entspanntem Ankommen – doppelte Daumen hoch. Wer nicht auf SUVs abfahren mag, aber dasselbe Bedienungskonzept haben möchte, findet ab sofort dies beim Volvo S90 und ab Herbst im Kombi, dem V90.
Und wieviel Liter verbraucht der Volvo XC90 nun?
Wir testeten den XC90 D5 AWD (Allrad) mit 235 PS. Nach 600 gemischten Kilometern über Land, Stadt und Autobahn, kamen wir im Schnitt bei 8 Litern raus. Für die Größe und das Gewicht allemal in Ordnung. Natürlich hört man den Motor bei hoher Geschwindigkeit, aber solch Auto ist nicht zum Rasen sondern zum Reisen gemacht. Auch wenn man Leistung im Überfluss hat und auch auf der linken Spur mitschwimmen kann, ist eher Understatement angesagt. Typisch skandinavisch einfach…
Hier die Infos zum von uns gefahrenen Volvo XC90
- Volvo XC90 D5 AWD
- 235 PS
- Allradantrieb
- 8-Gang-Automatikgetriebe
- Preis ab ca 54.000
- Unser Bericht zur Ausfahrt mit dem Volvo V90 D5 AWD
Am besten selbst einmal ein Bild vom Auto machen und zu einer Probefahrt starten. Mehr zum Auto auf der Herstellerseite.
Unseren Zwillingskinderwagen, den wir nicht mehr brauchen, haben wir leider nicht eingeladen, aber bei diesem englischen Vergleichsvideo kommt ein Zwillingswagen zum Einsatz. Beim Volvo ist es luftiger – zudem ist es das perfektere Auto für Familien – nicht nur wegen des mittleren Sitzes mit Höhenverstellung.
Bilder: Tim und Sven Trautwein
Was kostet der Spaß so? Bin ja immer auf der Suche. Du weißt 🙂
Hi Susanne, naja so als Siebensitzer mit ein wenig drin ab 54.000 – ich habe einen Lottoschein abgegeben… Viel Geld, aber was er so dann nicht nur an Sicherheitstechnik mitbringt…
Liebe Grüße
Sven
Sehr schönes Auto, wohl wahr. Es ist für mich jedoch ein Paradoxon: Entweder man macht als Paar Karriere und kann sich aufgrund des Einkommens solches Auto leisten oder man opfert die Karriere für die Familie und kann sich so ein Auto dann eben nicht leisten. (Groß-)Familie und ausreichendes Einkommen, sich ein derartiges Auto leisten zu können, passen in den seltensten Fällen zueinander. Wer also soll sich dieses Auto kaufen?
Hallo Bob,
preislich gebe ich dir da vollends recht. Einen Neuwagen würde ich mir – egal welche Marke – in der Preisklasse nicht besorgen. Interessanter sind dann die Jahreswagen oder Leasingrückläufer.
Lg
Sven