Der Ausblick vom Frühstücksbereich könnte schlimmer sein
Der Ausblick vom Frühstücksbereich könnte schlimmer sein

Familienurlaub auf Mallorca – Teil 2

Die Kopfschmerzen nach dem Mietwagen-Infekt im ersten Teil verflogen langsam. Tauchten an anderer Stelle des Kopfes aber morgens wieder auf. Das lag nicht daran, dass mir die im Nacken sitzende Kolumne für ein Online-Magazin Kopfzerbrechen bereitete. Schließlich hatte ich mir einen Plan gemacht. Ich wollte doch mit Blick auf den Pool die Kolumne in die Tastatur des iPads hacken. So, der Plan. Doch ich musste da immer bis 10 Uhr warten.

Alle Eltern kennen das – diese Entzugserscheinungen am Kopf. Nein, nicht der Entzug, wenn der Nachwuchs mal nicht rechts und links am Bein zieht, zu den Taschengeldfallen an der Straßenecke möchte, sondern die, wenn der Kaffee fehlt. Ich liebe und trinke Espresso seit der Geburt unserer Zwillinge in rauen Mengen. Damit sorgen wir Zwillingseltern für den Erhalt und den Ausbau von regionalen Kaffeeröstereien. So, wie die aus dem Boden schießen… das muss am Nachwuchs liegen.

Das erste Frühstück im Hotel. Wir hatten noch das leckere Abendessen vom Vorabend vor dem inneren Auge, nahmen wir am Fenster Richtung Pool Platz. Besser konnte man gar nicht sitzen. Strahlendblauer Himmel. Wenn ich daran beim Schreiben dieser Zeilen zurückdenke, wird mir ganz schwer ums Herz. Hier ist es momentan grau in grau, die Temperaturen bewegen sich im unteren zweistellen Bereich. Ich meinte unteren. Richtig weit unten und es regnet. Danke auch. Nein, nicht falsch verstehen, Regen ist schön, wir brauchen ihn alle ab und an, aber ehrlich. Ich kann doch nicht dabei über den Sommerurlaub schreiben?! Moment mal, ich gehe mir kurz einen Espresso holen und dann geht es weiter.

// Espressomaschinengeräusch im Hintergrund // Tassengeklapper //

So, da wäre ich wieder. Der Gang im hell bestuhlten Frühstücksraum führte an Tischen mit Familien vorbei. Das Schöne an diesem Familienurlaub: alle krümeln. Dass die sich überhaupt getraut haben, Stofftischedecken auszuteilen – Hut ab. Ich stand vor einem dubiosen Saftmischgerät. Hier konnte man aus Orangensaft, Ananassaft, Maracujasaft, Ananas-Orangensaft oder Wasser auswählen. Je nach Interesse an zuckerhaltigen Kunstgetränken, ließ sich dann frei wählen. Probierte ich einmal und ignorierte es die anderen elf Tage. Danach, mein Herz schlug schneller, ein Kaffeeautomat. Hier wurde man also nicht mit lauwarmen Filterkaffee in Kännchen malträtiert. Doch was war das? Es ließ sich Cappuccino, Americano oder Espresso auswählen, sowie Trinkschokolade oder Heißwasser für Tee. Vor mir eine lange Schlange. Es wurde wild durcheinander auf die Tasten gehauen. Dem Lärmpegel nach schienen alle Eltern Kaffee zu wollen. Entzug. Doch was die Maschine an Kaffee produzierte, geschweige denn an Milchschaum, konnte man beim besten Willen nicht trinken. Das war von sich aus schon gesüßt. Auch die Crema des Espresso hatte einen komischen Geschmack. Die Trinkschokolade hingegen schmeckte recht gut. Also wechselte ich zum Tee. So als Muschelschubser bin ich damit schließlich aufgewachsen. Frisch auf die Heißwasser-Taste gedrückt. Wenn dein Vorgänger auch Teetrinker ist, gab es kein Problem. Wurde Kaffee oder Trinkschokolade bezogen, reinigte dein Teewasser erst einmal alles durch und eine komische Brühe schwappte in die Tasse. Aber man wächst ja mit den Aufgaben. Ist ja wie mit der Kindererziehung. Also gekonnt zwei Tassen bereithalten. Eine fürs Durchspülen, die andere zum Trinken. So wird ein Schuh draus.

Die Rettung kam um 10 Uhr

Die Rettung am Morgen
Die Rettung am Morgen

An den Tee konnte ich mich gewöhnen. Doch die Rettung kam um 10 Uhr mit der Öffnung der Bar. Vierzehn Stunden hatte diese nun geöffnet. Der erste Gang Richtung Barhocker und einen Café Solo bestellt. Klein. Stark. Schwarz. Den Zucker ignoierte ich. Sieht auf dem Foto nur besser aus. Und ja, ich habe dies und andere Dinge fotografieren müssen. Danach konnte ich mich der Kolumne, beispielsweise dieser tippend widmen. Mit Blick in den Himmel und Richtung Pool. So ließ sich das aushalten.

Picknick für den Ausflug
Picknick für den Ausflug

Beim zweiten Ausflug wollten wir den Mietwagen-Infekt umgehen. Anderes Auto, neues Glück. Bei fast 40 Grad Außentemperatur wurde es im Wagen dann aber doch etwas stickig und wir schalteten sie auf niedrigster Stufe ein. Zudem versuchten wir unter Aufbringung unserer gesamten Kraft, die Lüftungsdüsen in eine anderen Richtung als Kopf und Hals zu drehen, was uns jedoch nicht gelang. Auch das Picknick, das an die Beigaben meiner ernglischen Gastfamilie vor etlichen Jahren erinnerte, verlieh uns nicht die nötige Kraft. Wir mussten erst einmal abkühlen. Eine Höhle könnte genau richtig sein. Laut Reiseführer war die Drachenhöhle sehenswert aber gerade in der Hochsaison hoffnungslos überlaufen. Das wollten wir uns ersparen und landeten bei den Coves de Campanet. Die Hinfahrt von Alcudia dorthin ging zügig. Da hatte die Klimaanlage überhaupt keine Zeit sich an uns heranzumachen.

Schattenplatz
Schattenplatz

Ein Schattenplatz war schnell gefunden, keine Autobusse, nur vereinzelte kleine Autos und Radfahrer, die sich durch die Hitze hierherquälten. Wahnsinn.

Coves de Campanet
Coves de Campanet

Ein paar Stufen hinauf. Im Schatten ein kleines Restaurant mit angeschlossenem Shop, dahinter der Eingang zur Höhle. Rund 40 Minuten dauerte die interessante und runterkühlende Führung. Verschiedene Säle, Stalagmiten und Stalaktiten in unterschiedlichster Ausprägung. Ein ganz besonderes Erlebnis.

Espressotest bei den Coves de Campanet - bestanden
Espressotest bei den Coves de Campanet – bestanden

Auch den Espressotest haben die Höhlen bestanden. Danach weiter zum Mittagessen nach Inca. Laut Reiseführer nicht sonderlich sehenswert. Zudem war Sonntag. Wie ausgestorben. Schließlich wurden wir dann doch noch in einer der typischen Cellars fündig.

Mittagessen in Inca
Mittagessen in Inca

Woran erkennt man den Sonntag in Spanien? Es ist niemand unterwegs, die Rolläden der Geschäfte sind zu, in den Gassen wabert die Sommerhitze. Zwischendurch stehen immer wieder leere Einkauswagen herum, als würden sie auf Kunden warten.

Einkaufswagen 1 in Inca
Einkaufswagen 1 in Inca

Niemand scheint sie zu sehen oder sie zurückzubringen.

Einkaufswagen 2 in Inca
Einkaufswagen 2 in Inca

Zurück zum Mietwagen, die Klimaanlage auf kleine Stufe und ab in durch imposante Berglandschaften zum Cap Formentor mit spitzen Aussicht.

Cap Formentor
Cap Formentor

Wer mehr über Mallorca mit Zwillingen und den Mietwagen-Infekt wissen mag, schaue bitte in den ersten Teil. Oder informiere dich, was es beim Packen mit Zwillingen und dem ersten Flug so gibt.

 

2 Kommentare

  1. Cap Formentor haben wir uns, unserem Reiseführer nach, mit unseren 3jährigen gespart. Da muss ja wohl etwas gegangen werden. Wie lief es denn?

    • Moin Martin,

      mal von den Serpentinen und dem überfüllten, chaotischen Parkplatz abgesehen, war es machbar. Immerhin hatte unser Reiseführer damit Recht, dass man es eher sonntags macht, da dann nicht sooooo viele Busse unterwegs sind.
      Liebe Grüße

      Sven

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