Doppelt hält besser und macht mehr Spaß. Bei Kindern und auch beim Auto. Grund genug, uns den doppelt aufgeladenen, allradgetriebenen Volvo V90 einmal ausführlich anzusehen. Um es kurz zu machen: es mochte niemand mehr aussteigen aus dem Familienauto.

Und das hat einen guten Grund. Wie beim XC90, den wir im letzten Jahr getestet haben, empfängt einen der Innenraum des V90 mit einer so dermaßen coolen Gelassenheit, dass alles andere abfällt. Tür zu. Stress draußen. Seit Jahrzehnten begeistern die Sitze der Volvos. Und die werden tatsächlich immer besser. Kaum zu glauben. Für die Fetischisten: verstellbare Lordosenstütze hat der Wagen ja seit den 1970ern. Da wusste andere Hersteller noch nicht einmal, was das ist. Weiches Leder umschmeichelt, Massage und Belüftung ist einen Knopfdruck entfernt oder per Sprachsteuerung aktivierbar. Verstellbare Oberschenkelauflage macht es so gemütlich. Was noch zur Stressreduktion führt? Mittelarmlehne und Armlehne in den Türen sind gleich hoch. Das ist nur bei wenigen Herstellern so. Achte mal drauf, wie manch andere versuchen, im Auto cool auszusehen. Wirkt leider immer nur sehr verspannt. Und das stresst. Zudem müssen sie dem Abbild ihres Autos gerecht werden.

Lass leuchten dein Angesicht - der V90 D5 am frühen Abend
Lass leuchten dein Angesicht – der V90 D5 am frühen Abend

Angeben liegt ihm fern

Nicht so der Volvo V90. Satt liegt er da, breitschultrig, aber er ist keiner, der auf dicke Hose macht. Haben sie im Norden ohnehin nicht nötig. Das ist eher für die Fraktion, die südlicher angesiedelt ist. Auf die inneren Werte kommt es an, wobei der Wagen von Außen ein Hingucker ist. Angefangen bei den Frontscheinwerfern…. über die Seitenlinie, bis zu den volvotypischen Lichtleisten am Heck. Ja, gegenüber dem V70 gehen ein paar Liter Kofferraumvolumen flöten und man hat sich hier gedacht, wir müssen „sportlicher“ werden und das Heck abschrägen. Schnittig ist er, ohne Frage. Volvo hat schon immer polarisiert. Das setzen die Designer und Ingenieure auch gekonnt innen fort. Das ist echtes Holz, wo dein Auge hängenbleibt. Keine Folie. Kein Klavierlack. Das käme in einem Familienauto ohnehin schlecht an.

Zentriert ist der aus dem XC90 bekannte Touchscreen. Allen Unkenrufen zum Trotz lässt er sich auch über Sprachbefehle steuern. Wie das geht, zeige ich in einem separaten Bericht und Video. Somit kann man sich aufs Fahren, aufs Gleiten konzentrieren. Hier wieder was für alle zahlengetriebenen. Die 235 PS verrichten in dem Diesel angenehm leise ihren Dienst. Wer es noch leiser haben mag, greift zur Isolierverglasung. Dann ist absolute Stille.

Geschmackvoller Innenraum im V90
Geschmackvoller Innenraum im Volvo V90

Perfekt für Familien – der Volvo V90

Er ist ein angenehmer Reisewagen für die lange Strecke. Der Sitzkomfort ist selbst auf der Rückbank außerordentlich, Beinfreiheit für mich mit knapp 190cm Grätenlänge super. Im Testwagen mit der Panoramaverglasung, die ich nicht mehr missen möchte, herrscht auch noch genug Kopffreiheit.

Die Rücksitze lassen sich per Knopfdruck umklappen, das Heck des Fahrzeugs beim Be- und Entladen absenken, die Kofferraumabdeckung schnurrt nach hinten, wenn die Klappe geöffnet wird. Das macht es allen sehr einfach. Die zweistufig verstellbaren integrierten Kindersitze tun ihr Übriges.

Zu den enthaltenen Sicherheitssystemen braucht man nichts mehr sagen. Das IntelliSafe von Volvo ist oberste Katgegorie, die eingebauten Bildschirme bieten ein ausgesprochen scharfes Display, ob auf dem Centerdisplay oder hinter dem Lenkrad, wo die aktuelle Landkarte angezeigt wird. Das Head-Up-Display ist selbst bei schlechtem Sonnenstand kristallklar zu erkennen und zeigt nicht nur Geschwindigkeit, sowie Verkehrsschilder an, sondern gibt auch die Abbiegerichtung vom Navi weiter. Wen dies stört, kann es ausschalten.

V90 – leicht einzuparken

Da steht nun ein Auto, das knapp an der 5-Meter-Grenze kratzt. Der Trend scheint sich auch bei anderen Hersteller in diese Richtung zu bewegen. In den herkömmlichen Parkhäusern wird es daher eng werden, sich in die Parklücken zu zwängen. Aber für die Stadt und das Parkhaus ist er nicht gemacht, sondern für die Langstrecke. Beim seitlichen Einparken holft der Park-Assistent, die 360-Grad-Kamera schafft einen guten Überblick.

Klingt wie aus ihren Werbespots, dass man entspannter ankommt, als man eingestiegen ist. Nach einer knappen Woche muss ich aber sagen: ist so. Ein Auto, dass einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubert, von außen und von innen.

Der testgefahrene Wagen war ein Diesel. Der Trend, auch bei Volvo, geht weg vom Diesel. Ein Plugin-Hybrid mit Elektro-Motor und Benziner wurde kürzlich in Atlanta und Genf gezeigt und ist kein Konzept, denn bereits im XC90 lieferbar und für den V90 in Kürze verfügbar. Wer ein grundsolides und eines der sichersten Autos derzeit sein Eigen nennen möchte, muss tief in die Tasche greifen. Aber Vergleiche mit Mitbewerbern zeigen, dass schon in der Grundversion die Sicherheitssysteme serienmäßig mit an Bord sind, die anderswo teuer – wenn überhaupt – hinzugekauft werden müssen.

Was stört am Volvo V90?

Ohne die Rückfahrkamera ist das Rangieren des Volvo V90 etwas schwieriger geworden. Das abgeschrägte Heck steht ihm, lässt aber die Praktikabilität ein wenig auf der Strecke, auch wenn die topfebene Ladefläche bei umgeklappten Rücksitzen auf über 2m wächst.

Was gefällt am Volvo V90?

Die Verarbeitung, die Ruhe, die Aufgeräumtheit. Dass, was wir Familienväter in den Kinderzimmern zuhause vermissen. Kein Wunder, dass wir dann lieber noch mal eine Runde um den Block fahren, durch das Panoramadach den Zugvögeln zuwinken, bevor sich daheim wieder ein Legostein in den Fuß bohrt. Hier wünschte ich mir einen Kollisionswarner, den der Volvo mit an Bord hat. Aber man kann nicht alles haben.

+ umfangreiche Sicherheitsausstattung bereits Standard
+ Fahrleistungen
+ Qualität & Verarbeitung

– Rückenlehne nur 60:40 teilbar
– nicht günstig

 

Getesteter Wagen:

Volvo V90 D5 Inscription AWD
Diesel, 235 PS
ab 52.000 Euro

 

Wir hatten kürzlich auch einen schwarzen V90 zum Testen – hier ein kleines Video

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