Ganz ehrlich? Das kann dir so manchen Schlaf rauben. Aber das bist du als Zwillingseltern ja schon gewohnt. Denke an die ersten Monate, bei denen zu auf dem Zahnfleisch gekrochen bist. Beide Kinder möglichst parallel versorgen, auch in den ungemütlichsten Positionen, wenn gerade das Zwillingsstillkissen (** Amazon) nicht da war. Jetzt bringt dich das Schulsystem, die Möglichkeiten und ob du als Eltern von Zwillingen alles richtig machst, um den Schlaf.

Dabei waren sie doch gerade erst in den Kindergarten gekommen, oder nicht? Doch die Wahl der Grundschule ist noch eine ganz andere Nummer. Hiermit meine ich nicht, ob die Schule in deinem Sprengel die Richtige ist, sondern das Klassenmodell. Was es da mittlerweile nicht alles gibt

  • Regelklasse
  • Jahrgangsübergreifende Klasse
  • Ganztagesklasse

Zudem verschiedene Betreuungspakete im Anschluss, sofern nötig. Wir hatten uns damals für das Ganztageskonzept entschieden. Mehr Zeit für denselben Stoff, so die Info, kann nicht schaden. Ob das wirklich der Fall ist, konnten wir noch nicht ausklamüsern, sagt man dazu in meiner alten Heimat. Wie bei allen Dingen, die die Schule betreffen, ist Papier geduldig. Die ersten Tage in der ersten Klasse waren überstanden. Auch wir als Eltern hatten sie überlebt.

Die eigene Individualität von Zwillingen fördern

Zwillinge erfordern mehr Aufmerksamkeit. Mehr Aufmerksamkeit in dem Sinne, dass es ein täglicher Spagat ist, beiden individuell gerecht zu werden. Im Kopf ist es klar, wie es funktioniert. Auch wenn man es nachliest oder sich darüber unterhält, ist alles so klar wie Kloßbrühe. Aber im Alltag zwischen Schule, Hobby und Freizeit bleibt kaum noch freie Zeit. Zeit zum Grübeln, zum Durchhängen, zum „Mir ist langweilig“. Dabei ist das so wichtig. Den eigenen Weg finden. Gerade für Zwillinge. Wir Großen haben ja selbst ab und an ein Problem, sich zu fokussieren und den „richtigen“ Weg einzuschlagen. Die „richtige“ Entscheidung zu treffen. Für sich. Für die Kinder. Für alle zusammen.

Zwillinge ab der ersten Klasse trennen? Eine schwere Entscheidung
Zwillinge ab der ersten Klasse trennen? Eine schwere Entscheidung

Zwillinge stehen unter einem ständigen Wettstreit. Der mag nicht zur Sprache kommen und geht auch im Alltag unter. Doch wir Eltern von Zwillingen merken, dass es ein Vergleichen, ein Messen, ein Einschätzen ist.

Gemeinsame oder unterschiedliche Hobbys

Ähnlich wie bei der Wahl der passenden Klasse, verhält es sich beim Hobby. Natürlich ist es praktisch, wenn beide Kinder in derselben Sport- oder Musikgruppe sind. So müssen wir Eltern uns einmal weniger zerreißen, was die Termine angeht. Gerade wenn sie noch nicht mit dem Fahrrad fahren oder keine Busverbindung da ist, ist es ein reines Jonglieren. Genau hinhören. ZWS1 wollte schon seit einigen Jahren unbedingt Gitarre lernen. Als endlich auch der Gitarrenlehrer sein OK gab, hatte er etwas Eigenes. Nichts, bei dem er sich mit seinem Zwillingsbruder messen und vergleichen muss. Sein eigenes Ding machen. Unabhängig sein. Wie heißt es so schön: wir als Eltern sollten nichts verhindern aber auch nichts erzwingen.

1979 begann der amerikanische Psychologe Thomas Bouchard mit einem großangelegten Feldversuch. Er untersuchte getrennt und zusammenlebende Zwillingspaare, stellte ihnen Hunderte Fragen. Er versuchte, ihrer Persönlichkeit noch besser auf die Spur zu kommen. So ging es darum, herauszufinden, welche Persönlichkeitsmerkmale genetisch bedingt und welche durch die Umwelt beeinflusst wurden. Für zusammenlebende Zwillinge lässt es sich so zusammenfassen, dassie sich sie voneinander unterscheiden und jeder für sich wahrgenommen werden wollen. Wachsen (eineiige) Zwillinge getrennt auf, gibt es diese Notwendigkeit nicht. Hier könnte man eher sagen, dass sie sich ihrer biologischen Veranlagungen nach entwickeln.

Wir Zwillingseltern beobachten jedoch, dass es nicht so einfach ist. Bekommt einer ein bestimmtes T-Shirt, möchte der andere es auch haben. Erst mit der Zeit entwickeln sie ihre eigenen Vorstellungen und Bedürfnisse. Womöglich dauert dies länger, da sie viel mehr gemeinsame Zeit miteinander verbringen. Das Loslösen vom Zwillingsbruder/schwester, das Finden eines eigenen Freundeskreises, braucht Zeit. Diese ist häufig im Schulalltag nicht gegeben.

Zwillinge in einer Klasse oder nicht? Trennen oder zusammen

Ein Patentrezept gibt es nicht. Es gibt Zwillingspärchen in einer Klasse, die zusammenarbeiten. Sie stellen eine Einheit da, arbeiten Hand in Hand und würden bei einer Trennung ihre Individualität verlieren. Aber auch das Gegenteil gibt es natürlich:

  • ein Kind wird vom anderen Zwilling bevormundet
  • ständiger Wettbewerb untereinander, wer besser ist und gewinnt
  • einer für beide antwortet

Unsere Erfahrungen waren in der ersten Klasse, dass hier eine Trennung für unsere nicht gut gewesen wäre. Nach und nach entwickelten sie ihre eigenen Vorlieben. Aber ein Herausnehmen aus einem Klassenverband, vor allem im laufenden Schuljahr, ist alles andere als einfach. Nicht nur seitens der Schule. Hier sollte gut überlegt werden, ob es diesesn Aufwand lohnt. Gerade die Grundschule ist eine wichtige Zeit für die Selbstfindung. Ist sie auch hierzulande viel zu kurz. Warum nicht die Grundschule um zwei weitere Jahre verlängern? Dann erst eine Entscheidung für die weitere schulische Laufbahn fällen ist früh genug. Sie würde den Kindern und uns Eltern viel Druck nehmen.

Ein befreundetes Zwillingspärchen ging am Mitte der zweiten Klasse auf getrennte Schulen. Hier war der Vergleich untereinander so groß geworden, dass jetzt nur noch eine Zwillingsschwester bei unseren Kindern mit in der Klasse ist. Hier zeigte sich in den Folgemonaten, dass sich beide „freier“ entwickelten. Eine gute Aufstellung liefert auch dieser Artikel bei der SZ.

Ein Patentrezept ist es nicht. Durchschnaufen und auch durchhalten ist hier sowohl für die Kinder als auch uns Eltern angesagt. Wie habt ihr es gemacht? Gehen beide Zwillinge in dieselbe Klasse oder getrennt?

Foto (c) photögraphy.com / photocase.de

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