Zuerst zucken deine Finger noch. Es ist dieses Tasten nach dem Gerät, das ansonsten immer an deiner Seite ist. Huch, die Hosentasche ist leer. Kopflos rennst du durch die Wohnung, suchst nach dem Smartphone. Findest es nicht. Du rufst über ein anderes Gerät dein Handy an und hoffst, dass du den Klingelton hörst. Das haben wir alle schon mal erlebt.

Das, was das kleine Gerät in den vergangenen Jahren, vornehmlich in den letzten zehn Jahren, mit uns angestellt hat, ist unglaublich. Früher nutzte man es noch, um zu telefonieren oder Anrufe entgegenzunehmen. Doch der kleine Hosentaschencomputer ist mittlerweile zu einem Ersatz für so Vieles geworden. Ob Kalender, E-Mails checken, mit Kollegen beruflich vernetzt zu sein oder auch privat nicht den Anschluss zu verpassen. Wir meinen, ohne das Gerät nicht überleben zu können. So weit ist es schon gekommen. Wir tracken unser Schlafverhalten, checken, ob wir die von der WHO empfohlenen 10.000 Schritte pro Tag erreicht haben und schauen in der Wetter-App nach, ob es draußen regnet, statt aus dem Fenster zu sehen.

Immer wieder holen wir das kleine Gerät aus der Hosentasche und schauen drauf, als würde die Welt aufhören zu drehen, wenn wir es nicht machen. Und wir machen es ständig. Ich habe mir kürzlich die App „RealizD“ aufs iPhone geladen, um einmal zu sehen, wie häufig ich auf das Gerät schaue. Ich sage dir: viel zu oft. Die App flog dann aber auch schnell wieder runter, denn ich ertappte mich dabei, nachzusehen, wie oft ich im Vergleich zu anderen Tagen nachgesehen hatte. Verrückt oder? Dabei habe ich e, gerade am Wochenende, nicht für irgendwelche Social-Media-Aktivitäten, wie Instagram, genutzt. Sondern um Fotos zu machen. Dies misst die App natürlich als Zugriff auf das Gerät. Das kann bei einem Familiensparziergang am Wochenende über 8 Kilometer den Wert für einen Sonntag ziemlich verfälschen, sag ich dir.

Handynutzung pro Woche- kaum zu glauben - Screenshot via RealizD
Handynutzung pro Woche- kaum zu glauben – Screenshot via RealizD

Mit den folgenden sieben einfachen Wegen, gelingt es dir, das Handy aus der Hand zu legen und nicht nach wenigen Minuten wieder zurückzuholen.

 

1. Lass das Smartphone in einem anderen Raum

Bei uns ist es so, dass wir nicht überall Ladekabel herumfliegen haben. Kommst du nach Hause oder wenn die Kinder aus der Schule nach Hause kommen, lade es in einem anderen Zimmer, beispielsweise im Schlafzimmer auf. Diese Distanz hilft dir, nicht ständig nach News oder neuen E-Mails zu schauen.

2. Schalte das Handy aus

Wir sind ein Vorbild für unsere Kinder. Und wir sollten mit gutem Beispiel vorangehen und nicht ständig auf das verführerische Display schauen. Wir sollten es zur Seite legen (siehe oben) oder ausschalten. Vielleicht fühlen wir uns „besser“, wenn wir es in der Hosentasche haben. Es ist aber ausgeschaltet. Um etwas nachzusehen, muss es komplett angeschaltet werden. Irgendwann nervt dich das und du schaust weniger drauf. Versprochen. Die Lite-Variante ist der „Flugmodus“. Den kannst du auf einfachem Wege einschalten und so werden schon einmal viele Push-Nachrichten abgeblockt und lenken nicht ab. Schließlich möchtest du doch dem Kind auch deutlich machen, dass du dich eher für den Nachwuchs als für das Smartphone interessierst. Oder etwa nicht? Hmm?

3. Wie wäre es mit einem Handy-Hotel?

Essenszeit. Handyfreie Zeit. Die Kinder sollen ja auch nicht mit Tablet oder mp3-Player samt Kopfhörer am Essenstisch sitzen. Also, weg mit dem Smartphone. Am besten in ein anderes Zimmer (siehe oben) oder in eine Box oder „Handy-Hotel“, wo es auch abends zur Schlafenszeit hinwandert. Der Vorteil: Dies ist den Kindern gut zu vermitteln, die auch ihr eigenes Gerät haben. Und hier treffen sich einfach abends alle Geräte zu einem Plausch.

Aber wir kennen es. Der Nachwuchs stellt Fragen beim Essen, die unbedingt sofort beantwortet werden wollen. Man könnte jetzt schnell das Smartphone zücken, nachschauen und antworten. Da aber auch kein Google Home oder Alexa im Zimmer steht, tut es ein „Ich weiß es nicht“ auch. Danach gemeinsam auf fragfinn nachschauen und den Nachwuchs so den Umgang mit Suchmaschinen näherbringen. Zwei Fliegen mit einer Klappe.

 

4. Mache einen Spaziergang an der frischen Luft

Wege, die zum Ziel führen

Ein Beitrag geteilt von Sven (@zwillingswelten) am

Frische Luft tut gut. Sie pustet uns durch und macht den Kopf frei. Frei von den Gedanken, die vielleicht die eine oder andere E-Mail auf dem Smartphone ausgelöst haben mag. Sind die Kinder noch klein, brauchst du ja beide Hände, um den Kinderwagen (gerade wir Zwillingseltern kennen das) in der Spur zu halten. Da kannst du das Smartphone gar nicht halten. Auf dem Spielplatz spielst du mit Verstecken, rutscht endlich einmal seit 30 Jahren wieder oder schubst den Nachwuchs beim Schaukeln an.

Natürlich möchtest du manche Momente auf einem Bild festhalten. Die schwere Spiegelreflexkamera ist zuhause geblieben. Denk aber dran, das Handy nach dem Fotografieren wieder sofort wegzupacken.

5. Spiele mit deinen Kindern

Ob Lego, Holzklötzchen, Karten-, Brettspiele oder das eine oder andere später an der Spielekonsole, lass dich auf ihre Spielewelt ein. Das Smartphone bleibt weg und du konzentrierst dich auf den Spielablauf. Oder das Vorlesen…

6. Lege es sofort zur Seite

„Gleich, einen Moment noch.“ „Nur noch diese E-Mail.“ Alles scheint wichtiger. Die technologische Revolution hat schon immer seinen eigenen Reiz gehabt und uns in den Bann gezogen. Nur konnten wir früher den Fernseher nicht in der Hosentasche mit herumtragen. Und erinnerst du dich noch daran, dass das Telefon ein Kabel hatte? Oder man zu einer Telefonzelle musste? Das ist heute alles so schön praktisch und verführerisch. Aber gerade darin liegt für uns die Aufgabe, dem zu widerstehen. Solltest du gerade beim E-Mail-Schreiben auf dem Smartphone sein, wenn der Nachwuchs etwas von die möchte, stecke es nach der E-Mail weg. Wende dich deinem Kind zu. Das Gerät kann warten. Wirklich.

7. Sie folgen deinem Beispiel

Sehen dich deine Kinder dauernd am Tablet oder Smartphone, wollen sie es auch. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, da bekommen sie ihr eigenes Gerät. Da hoffst du dann auch darauf, dass sie sich dir zuwenden.

 

Ja, zugegeben, es ist nicht einfach. Aber mit ein wenig Übung klappt das. Die Zeitspanne, die das Smartphone nicht genutzt wird, wird Stück für Stück länger. Diese Zeit kannst du wirklich sinnvoller nutzen. In meinen Workshops und Vorträgen erfährst du mehr zu dem Thema.

Welche Tricks haben dir geholfen?

 

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7 Wege - weg mit dem Smartphone zwischendurch
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Header-Foto (c) TeraVesalainen @pixabay

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3 Kommentare

  1. Und wenn die Wege auch noch so sonnig sind, laden sie noch mehr zum Beschreiten ein. „Realize“ klingt auch super zur Bewusstwerdung.
    Wichtiges Thema, klasse beleuchtet – danke, Sven!

    • Hallo Diana,

      sehr gern 😉 – naja, die App gibt mir nach einigen Wochen sehr zu denken – viel zu oft nimmt man das Smartphone in die Hand. Aber wie gesagt, es splittet nicht nach verwendeter App – da gibt es noch andere. Denn wenn ich beispielsweise damit fotografiere ist dies ja anders zu sehen, als WhatsApp und Konsorten.

      Liebe Grüße
      Sven

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