Seit rund 2,5 Stunden bin ich nun in der Hauptstadt. Die Sonne ist noch hoch am Himmel, in den Straßen hängt der Duft von Kebab und Grills, die auf zu kleinen Balkons stehen. Doch noch viel kleiner ist mein Hotelzimmer, das im Internet viel größer aussah. So verbringe ich jetzt die Stunden bis zur re:publica wie in einer Studentenbude mit dem Laptop auf dem Schoß.
Doch Berlin ist groß. Es ist schon einige Zeit her, dass ich hier war. Damals auch mit dem ICE ab Nürnberg. Mehr als 5,5 Stunden Zugfahrt. Man gönnt sich ja sonst nichts. Aber mit der richtigen Musik und dem richtigen Buch geht alles. Netterweise war ein Sparpreis noch zu haben, der für 19 Euro das Fahren in der Ersten Klasse erlaubte. Das wollte ich mir dann doch nicht entgehen lassen.
Ich freute mich schon auf meinen Fernseher im Sitz, aber da war nichts mehr. Wohlmöglich weil alle Leute ihre Smartphones, iPads, Tablets und Laptops benutzen und keiner das bordeigene Programm genutzt hat. Schade, ich hätte es gerne einmal ausprobiert nach all den Jahren.
Meine Sitzlehne ließ sich nicht gerade stellen. So hing ich auf halb acht mit meinem Kindle und versuchte zu lesen – war etwas schwieriger so, denn die Haltung erinnerte mehr an die Sonnenliege im Garten als an Erste Klasse. Dafür gab es zweimal Mini-Gummibärchen von der Zugbegleitung, die auch aufgewärmte Königsberger Klopse für sage und schreibe 10,90 Euro servieren. Am Platz. Soviel Service muss schon sein. Ich habe dankend abgewunken.
Der älteren Dame hinter mir schien es geschmeckt zu haben, denn sie orderte noch ein zweites Glas Riesling, der dann aber aus war und sie sich mit einem Glas Bier die langsame Strecke schneller trank. Oder auch nicht, wer weiß das schon.
In Berlin am Hauptbahnhof angekommen, gestaunt über soviel Glas – da ist der Nürnberger Hauptbahnhof wirklich klein – mit einem Taxi zum Hotel. Und hier schließt sich der Kreis. Das Zimmer ist kleiner als erwartet – man muss sich überlegen, welche Bewegungen man wie macht. Ich hatte kurz schon daran gedacht, ins Bad zu ziehen, das ist größer. Aber immerhin zum ruhigen Innenhof. Ich kann die Fenster öffnen, die Luft unter der hohen Decke zirkulieren lassen und mich an der Ruhe freuen. Mitten in Berlin. Fast wie auf dem Land.
Und morgen geht’s auf die re:publica. Nach einem Frühstück. Aber ganz bestimmt nicht im Hotel, die dafür 14 Euro wollen. Immerhin ist das WLAN auch auf den Zimmern kostenlos.