Ich freue mich. Nächste Woche startet in Nürnberg wieder die Internationale Spielwarenmesse. Ich bin gespannt, was es dort wieder zu entdecken gibt. Kurz vorher erreichte mich auch eine Neuheit aus dem Coppenrath Verlag. Käpt’n Sharky dürfte den Eltern von kleinen Jungs mehr oder weniger gut bekannt sein. Es gibt ihn auf Schlafanzügen, Bettwäsche, als Bleistift, Schlampermäppchen, Schulranzen (hier ein Einblick) und als Buch… Genau. Als Buch. Coppenrath macht auch Bücher. Und wahrlich schöne. Und jetzt sogar so richtig 2.0.
Das neue Buch „Käpt’n Sharky bei den Wikingern“ setzt auf eine angegliederte App-Anwendung. Aber natürlich ist das Buch auch ohne den Zusatz und jegliches technisches Spielzeug vorlesbar. Wobei ich jedoch bei der Zielgruppe das Alter ein wenig nach oben korrigieren würde. Die stimmungsvollen Bilder des Buches sind umwerfend. Sie sind teilweise nicht nur seitenfüllend, sondern lassen den Kindern ihren Freiraum beim Entdecken. Die Texte sind nicht zu lang, jedoch finde ich sie für die kleinen Hörer ab 6 in diesem Falle etwas zu schwierig. Die ganzen Namen der Figuren sind beim ersten Mal auch für die vorlesenden Eltern verwirrend. Das wird sich legen. Jedoch sind meiner Meinung nach die Sätze zu lang und etwas zu kompliziert, um sofort begriffen zu werden.
Natürlich kann man das auch positiv sehen. So wollen die kleinen wissbigierigen Wikinger zu Hause die Geschichte wieder und wieder hören. Und das hat nichts mit den technischen Zusatzfunktionen zu tun. Einfach im App-Store nach „Sharky App“ suchen. Es dürfte mehr als nur eine App angezeigt werden. Die von tivola sind jetzt hier nicht gemeint, sondern die kostenlose Sharky-App. Wobei ganz kostenlos relativ ist.
Nicht ganz gratis
Schnell runtergeladen und installiert kann man nun das Smartphone oder Tablet über die Buchseiten halten und wenn man Glück hat, taucht wie von Geisterhand Käpt’n Sharky auf und schmettert ein Piratenlied. Das ist lustig, das ist gut gemacht und er singt auch noch weiter, während man das Smartphone ein wenig kippt. Im Hintergrund ist dann das Buch und das eigene Zimmer zu sehen. Das ist für die Kinder ein besonderes Erlebnis. Doch dann hat man weniger Glück.
Wie ein Schatzsucher ist man nun dabei, die einzelnen Buchseiten mit der Kameralinse unter die Lupe zu nehmen. Siehe da, man findet etwas – doch es poppt dann eine Meldung auf, man könne die Zusatzfunktionen nur nutzen, wenn man eines der beiden Elternpakete erworben hat. Zwei sind es. Zu je EUR 0,89. Ist nicht die Welt. Aber dann macht die App doch für beispielsweise EUR 1,49 oder whatever, herunterladbar und gut ist. Gut gelöst hingegen ist die Kindersicherung bei diesem In-App-Kauf: auf dem Bildschirm erscheint eine Meldung, wie die Eltern die Freischaltseite erreichen können – mal ist es einfaches Wischen, mal mit drei Fingern von unten nach oben, mal einer von rechts nach links – das kann sich der Nachwuchs nicht so schnell einprägen.
Was erwartet einen dann? Kleine Minispiele, bei denen beispielsweise Siolbermünzen in eine Schatztruhe befördert werden sollen oder man durch Kammblasen die bösen Wölfe vertreibt. Alles in allem gut gemacht. Augmented Reality – was für ein Wort – ist in Katalogen nicht neu. LEGO setzt auf 3D-Modelle, die aus dem neuen Katalog wachsen und ihre Funktionen vorführen. Und auch für die größeren, die gerne beim Möbelschweden stöbern, gibt es sowas. Also, nur eine Frage der Zeit, wann es auch mehr Kinderbücher damit gibt.
Ich hatte die App auf dem iPad installiert und ausprobiert. Ist nur mäßig geeignet. Ein Smartphone ist handlicher. Das Tablet ist einfach zu schwer – vor allem, wenn es die Kinder alleine ausprobieren sollen. Hat die Anwendung einen Schatz auf der Seite entdeckt, darf man das Gerät nicht zu stark zu sich neigen. Ansonsten muss alles neu gestartet werden. Ärgerlich beim Aufsammeln der in Seenot geratenen Wikinger. Da kann beim Nachwuchs schnell Frust aufkommen.
Der Vorteil an dieser Kombination ist, dass man das Buch auch ohne Tablet/Smartphone nutzen kann. Bei reinen Bilderbuchapps auf dem Tablet ja nicht möglich. Somit ist es dem Vorlesenden gegeben, den Figuren ihre eigenen Stimmen zu verleihen. Die technische Entwicklung bei Kinderbüchern wird also weitergehen. Es bleibt spannend.